Kritikauszuege

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Freiheit und Humanitaet im
"Concerto funebre"

BAD KISSINGEN

Einen langgehegten Traum zu verwirklichen gelang Gernot Tschirwitz, dem Initiator der Kissinger
Klaviertage, mit einem Solisten- und Orchesterkonzert am Sonntag im Regentenbau. das gemeinsame
Musizieren von acht der fortgeschrittensten Schueler seiner privaten Klavierklasse mit Hochschulstudenten,
Profimusikern und einem herausragenden Solisten.
An vier Fluegeln spielten Stefanie Trost, Julia Brand, Carlos Menendes, Miriam Schmitt, Tina Buechner,
Caroline Oswald, Sabine Richter und Sabine Wit1mer unter der Leitung von Klaus Lieb zusammen mit
seinem Kammerorchester Bachs Konzert fŸr vier Klaviere und Streichorchester. Das Stueck, urspruenglich
von Vivaldi fuer vier Violinen komponiert und von Bach umgeschrieben und in eine tiefere Lage
transportiert, fesselte durch ein reizvolles Klangbild, das durch die Vielzahl rhythmisch pointierter
Anschlaege auf den vier Tasteninstrumenten entsteht. Besonders beeindruckend war das harmonische
Zusammenspiel der Fluegel untereinander, aber auch mit dem Orchester. Sein Klangvolumen entsprach
exakt dem der vier Klaviere, dass das Musizieren.von Schuelern und Profis zu einem ausgewogenen,
harmonischen Ganzen veschmolz.
Ein Erlebnis besonderer Art wurde das anschliessende "Concerto funebre" des Muenchner Komponisten
Karl Amadeus Hartmann von 1939. Seine Musik versteht sich als persoenliches Bekenntnis zu Freiheit und
Humanitaet und ist sehr subjektiv und emotional. Durch eine intensive Wechselbeziehung zwischen
Konstruktion und Inspiration erzeugt Hartmann enorme Spannung, die die umnittelbare Wirkung seiner
Musik ausmacht.
Barbara Baer (Violine) liess messerscharfe Pianissimotoene gekonnt in hoechsten Lagen verklingen, nur,
um die Zuhoerer danach mit abgerissenen, gehetzten Tonfolgen aus dieser unwirklichen Sphaere zu reissen.
Hier und bei Schoenbergs "Verklaerte Nacht" ueberzeugte das Orchester.
Ein besonderes Werk, Kammermusik mit Harmonien im Tristanstil, bildete den Abschluss des Abends:
Die "Verklaerte Nacht" von Arnold Schoenberg, eine Tondichtung entsprechend dem Gedicht von Richard
Dehmel aus dem Zyklus "Weib und Welt", der die suendige Liebe einer Frau beschreibt.
Waehrend die dichte Darstellung von Gefuehlskonflikten mit ihrer starken emotionalen Aufladung damals
einen Skandal hervorrief (der Wiener Tonkuenstlerverein weigerte sich das Stueck aufzufuehren), gelang
es Klaus Lieb und seinem Orchester hier durch sensibel eingesetzte Dynamik ein raffiniertes "Tongewebe"
von einerseits ausendehnten, flŠchigen Melodienfangen hielt und andererseits dazu gegensaetzlichen, feinen
Dauertoenen entstehen zu lassen, dass das Publikum gefangen hielt und mit seinen spannungsreichen
Klaengen begeisterte.

 

 

 

Flitzende Finger an vier Konzertfluegeln
Exotisches Programm bei Klaviertagen


Bad Kissingen (bkm). Die Konzerte der Bad Kissinger Klaviertage
sind immer fuer exotische Programme gut. Das spricht sich herum. Zum
Solisten- und Orchesterkonzert am Sonntag waren die Raenge im Regentenbau
wohl von zweierlei Klientel besetzt: Ein Teil war gekommen, um acht Schueler der
privaten Rlavierklasse Gernot Tschrwitz simultan an vier Ronzertfluegeln zu erleben.
Kenner der Floetenszene lockte zweifellos der Name von Altmeister Peter-Lukas Graf.
Vor Bachs Konzert fŸr vier Klaviere schrecken Pianisten und Dirigenten zurueck. Zu
komplex sind Orchesterleitern und Veranstaltern die Probleme, vier Vertreter der
zum Individualismus neigenden Klavierspielerzunft unter einen Hut zu bringen
und dann noch ein eigenstaendiges Gestaltungskonzept zu entwickeln.

Sehr praeziser Anschlag

Exaktes Zusammenspiel war oberste Maxime der
knappen Probenzeit. Mit geringfuegigen
Abstrichen in den wuchtigen Akkorden
des Mittel satzes war das Lernziel erreicht. Stabile,
federnde Tempi in den schnellen Ecksaetzen und sicher bewaeltigte
technische Herausforderungen in den vier Soloparts gaben der Interpretation
Ÿber ihren Seltenheitswert hinaus kuenstlerisches Gewicht. Klaus Lieb am Dirigentenpult
hatte ein wachsames Auge auf die agierenden Pianisten und sicheren Zugriff auf sein Kammerorchester.
Das Ensemble des Wuerzburger Violindozenten hat noch keinen Namen in Bad Kissingen. Das Šndert sich
hoffentlich. Denn die tiefgruendige Interpretation des "Concerto funebre" von Karl Amadeus Hartmann zeigte
das Studetenorchester als intelligenten, glutvoll und musikantisch spielenden Klangkoerper.
Violinsolistin Barbara Baer setzte die inbruenstig flehende Trauermusik Hartmanns,
1939 unter dem Eindruckder ersten Kriegswochen entstanden, in Klaenge
voller Leidenschaft um. Feinste dynamische Schattierungen wurden
zu Traegern eines emotional gesteigerten Ausdrucks.
Die Solistin lotete die im Solopart versteckten seelischen Stimmungen des Komponisten tiefgruendig aus.

Schillernde Farbenfuelle

Mit tem Namen Arnold Schoenberg verbindet der Normalhoerer schroffe Dissonanzen. Bevor der Komponist
zum Stammvater neuer Satztechniken wurde, pflegte er das kompositorische Handwerkder Spaetromantik.
Seine "Verklaerte Nacht" op. 4 verlangt dem Orchester vielGestaltungskraft ab. Was einem reinen Streicher-
koerper zwangslaeufig an dynamischer Potenz fehlt, ersetzte das Ensemble durch fein schattierte Stufen,
denkbar beweglichstes Tempo und immense agogische Spannung. Ein impulsives Dirigat holte impressionistisch
schillernde Farbenfuelle aus dem Orchester, ohne dabei aber den Iyrischen Grundzug des Werkes zu verleugnen.

Saalezeitung

 

 

Ein erhebender Abend

BAD KISSINGEN. Wie sensibel und ausgefeilt im Schoenklang junge Leute musizieren koennen, bewies das Solisten und
Orchestrerkonzert im Gro§en Saal des Regentenbaus anlaesslich der. Bad Kissinger Klaviertage. Klavierschueler der
Klasse Gernot Tschirwitz, begleittet vom Kammerorchester Klaus Lieb, spielen in spielfreudiger, wohleinstudierter
Weise unter gutem zusammenhoeren Bachs Konzert a-moll fuer vier Klaviere und Streiorchester BWV 1065.
Die Ausfuehrenden erwiesen sich hier als beachtliche Persšnlichkeiten, die mit lockerer Hand und mit
flexiblem Anschlag allerlei Kostbarkeiten aus diesem Werk hervorzauberten. Das Kammororchestor
unter Klaus Lieb war den jungen Kuenstlern, die die Wiedergabe der drei Saetze unter sich auf-
teilten, ein aufmerksamer Begleiter. Mit tiefempfundenen Geigentoenen und virtuoser Bra-
vour in einzelnen Episoden, bel ernster Verbaltenheit und wie derholt aufflammender
leidenschaftlicher Gebaerde, wu§te die hochbegabte Violinistin Barbara Baer das
Concerto funebre (1939) von Karl Amadeus Hartmann zu beleben. Aufgelockert,
spielerisch heiter und elegant gibt sich Mozarts Floetenkonzert D-Dur KV 314,
das in Peter-Lukas Graf den denkbar besten Interpreten gefunden hatte. Orchster
und Solist waren sich einer Meinung, stimmten ideal .uebereen, fluessig und in re gel-
recht froher Spiellaune gaben sich die erfrischenden Eingebungen des Wolfgang Amadeus
Mozart ihr Stelldichein. An Wagners "Tristan", an impressionistische Klangwelten erinnert Arnold
Schoenbergs "Verklaerte Nacht" op.4, die dem Streichorchester eine differenzierte Klangpalette zugedacht
hat, Gefuehlswelten aufbrechen und Stimmungsbilder echt empfinden laesst. Dise Eindruecke - nach einem Ge-
dicht von Richard Dehmel - wu§ten Klaus Lieb und sein Orchester eindrucksvoll auszumalen, nachzulauschen, stilecht
auszufuehren. Insgesamt genuegte dieser Abend hohen Anspruechen, der eine auffallend sorgfaeltige Einstudierung dokumentierte
und dem Dirigenten Klaus Lieb, selbst Geiger von Format, Gelegenheit geboten hatte, seine Erfahrungen als Streicher mit all den erforderlichen
Empfindsamkeiten seinem Kammerorchester in spirierend einzugeben. Es war eln erhebender Abend, der noch lange im Zuhoerer nachgewirkt hatte. Mainpost

 

Elegischer Grundton! Ensemble aus Studierenden der Wuerzburger Musikhochschule. Ansbach - Schlechte Zeiten fuer depressive Gemueter. Wenn die Tage laenger
und laenger werden, fallt auch auf die E-Musik ein wenig Sonne. "Sommerkonzerte" nennen Programm-Macher ihre Musikabende dann. Locker-flockig, gut gelaunt
- so toentÕs aus allen Ecken. Ach, wennÕs nur November ware. Wenigstens das Kammerorchester Klaus Lieb hat ein Erbarmen mit uns Melancholikern. Das zweite
Konzert der Kammer musikalischen Akademie in der Karlshalle ist mit Nielsen, Tschaikowsky und Pfitzner auf einen elegisch-duesteren Grundton gestimmt. Es
kommt also ohne Jahreszeiten-Rueckkopplung aus und ist in sich stimmig. Gut so. Und noch besser das Kammerorchester. Die Studentinnen und Studenten der
Wuerzburger Musikhochschule wachsen unter Klaus Liebs Stabfuehrung zu einem abotauglichen Profieensemble zusammen, agieren recht prŠzis und entwi-
ckeln einen zwar strengen, aber auch obertonreichen, brillanten Klang. Luxurierende Klangraffinesse, Sentiment, die durchaus legitime Lust am schoe-
nen, am nur schoenen Ton, entspanntes, gelassenes Musizieren - das alles ist Klaus Liebs Sache nicht so sehr. Das fehlt gerade bei den Mittelsaetzen
von Tschaikowskys "Souvenir de Florence". Da , wo die Musik ganz zu sich kommt und glueckselig vor sich hintreibt, kommt das Kammeror-
chester nicht ganz zur Musik. Das Adagio cantabile e con moto zum Beispiel.Lieb betont den zweiten Teil der Vortragsanweisung:Con moto.
Bewegung, Nachdruck, Spannung darin ist das Kammerorchester stark. Der erste Satz aus Carl August Nielsens frueher ãLille SuiteÒ,
ein Andante con-moto-PrŠludium, wird darum zur verzweifelt-atemberaubenden Steigerungsstudie, deren Hoehepunkt schon
fast beaengstigende Intensitaet hat. Aehnliches gelingt dann auch bei Tschaikowskys Souvenir de Florence. Tschaikowskys
Andante cantabile fur Violoncello und Streicher hat vor alIem dank Ulf Schade, dem Solistcn, russisch-liedhaft einge-
faerbte Dunkelheit und choralhafte Ruhe. Bei Hans Pfitzners Konzert fŸr Violine, Violoncello und Streichor-
chester - eins seiner weniger vergrŸbelten Werke, fŸr Pfitzner eigentlich ein fast sonniges Stueck - im
spaeten Opus 43 also kann sich die Geigerin Simone Witte mit emphatischem Ton durchaus gegen
Ulf Schade behaupten. Perfekt ist die Ton-Balance nicht ganz. Zum Ideal einer Riesengeige
aus Violine und Cello fehlt noch ein Stueck.
Thomas Wirth Das dritte und letzte Kon-
zert der Kammermusikalischen Akademie fin det am Freitag, 17. Juni, 20 Uhr, in der Karlshalle statt. Zu hoeren ist Klaus Liebs Wuerzburer Violinklasse.

 

 

FLZ: Thomas Wirth
Ein
voellig
neues Hoer-
Erlebnis Kammer-
orchester Klaus Lieb
bot Besuchern in Hassfurt
ein au§ergewoehnliches Konzert
HASSFURT. Das Kammerorchester Klaus
Lieb, ueberwiegend mit Studenten und Absolven-
ten der Musikhochschulen Wuerzburg und Salzburg be-
setzt, gastierte am Sonntag abend in der Stadthalle Hassfurt auf
Einladung des Volksbildungswerkes. 300 Besucherinnen und Besucher
erlebten ein abwechslungsreiches und kontrastreiches Programm mit selten
gehoerten Werken der Komponisten Mozart, Schnittke, Haydn und Suk. Vor allem
in den beiden Werken mit Solopartien ueberzeugten die beiden Solisten Guenther Thomas
Violine, und Orlando Theuler, Violoncello. Die Vorsitzende des Volksbildungswerkes Hasfurt,
Ingrid Faecher, dankte den Musikern, ihrem kuenstlerischen Leiter Professor Klaus Lieb und den bei-
den ueberragenden Solisten mit Blumengebinden. Das Publikum spendete herzlichen Beifall. Seit 1992 probt
Klaus Lieb regelmaessig mit dem Streichorchester in Seminaren und studiert jeweils ein in teressantes Programm ein.
Vor einiger Zeit wohnte er mit seinen Musikern in Koenigsberg, derzeit erwaegt er eine neuerliche Probenwoche in den Hass-
bergen, der dann CD-Aufnahmen folgen werden. Auf das Programm des Hassfurter Abends setzte er einleitend Mozarts Adagio und
Fuge in c Moll, KV 546. Das eher sproede und in vielen Teilen gar nicht mozart typisch klingende Werk wurde wohl akzentuiert, dynamisch
interessant vorgestellt. Die Fuge musizierte Klaus Lieb sehr konsequent mit praeziser Rhytmik. Mit Alfred Schnittkes ãSonate fŸr Violine und Kam-
merorchesterÒ von 1964/1968 stand ein ueberwiegend der Zwoelftontechnik zuzurechnendes Werk des 1934 in Engels an der Wolga geborenen, spaeter in
Wien und Moskau schaffenden Komponisten auf dem Programm. Es bot vor allem dem 25jaehrigen Geiger Guenther Thomas reichlich Gelegenheit,
sein grosses Koennen und seine hohe Musikalitaet zu praesentieren. Er gestaltete den technisch wie kuenstlerisch mit Schwierigkeiten hoechsten
Grades gespickten Part souveraen, klangschoen und scheinbar ohne jedes Problem. Das Orchester ist hier ebenfalls stark gefordert, lassen
sich doch nur selten sogenannte ãschoeneÒ Melodienboegen in dem vertrackten Stueck erkennen. Es gibt aber immer wieder auch
witzige, gut pointierte Passagen.Vor allem der Wechsel zwischen hoechsten Flagolettoenen und sonoren Partien auf der G-
Seite ueberraschten. Gro§er Beifall dankte den Musikern, auch wenn die tradierten Hoergewohnheiten teilweise ueber-
wunden werden mu§ten. Atemlose Stille Nach der Pause schwelgte der Cellist Orlando Theuler auf seinem in Ar-
gentinien gebauten Maglia-Cello in Haydns Cellokonzert Nr. 1 in C Dur. Atemlose Stille herrschte im gro-
ssen Saal der Stadthalle, als er das Werk souveraen und mit einer schier unglaublichen Tonschoenheit
spielte. Das Orchester hat hier eher eine zu rueckhaltende Begleitfunktion, die es aber sicher und
stets konzentriert auf den Solisten eingehend gut meisterte. Man braucht wahrlich kein Pro-
phet sein, wenn man Orlando Theuler eine glanzvolle Solistenkarriere als Cellist
von Weltruf voraussagt. Wie dieser junge Argentinier, heute in Basel lebend,
mit seinem Inskument foermlich verwachsen zu sein scheint, mit welchem
Klangreichtum und mit welcher Finesse er die Entwicklung der Melo-
dien aus ihm herauszuzaubern scheint, das laesst den grossen Mu-
siker erkennen. Mit riesigem Beifall dankte ihm das Publi-
kum fŸr die meisterhafte Darbietung. Boehmische Tra-
dition Abgerundet wurde der Abend vom Streich-
orchester mit Josef Suks Streicherserenade
in Es-Dur,op.6. Der in der boemischen
Klangtradition verhaftete Suk leb-
te in Prag zusammen mit
An-
tonin Dvorak, dessen
Schwiegersohn
er wurde.
Neben
Dvorak und Smetana wird er zu den bedeutendsten tschechischen Komponisten gezaehlt.
Das reizvolle Jugendwerk schrieb der 18jaehrige Suk ãhier endlich mit dem ewigen Moll
seiner vorangegangenen Jugendwerke brechendÒ. Die melodienstroemende, musikalisch
frische und harmonisch farbige Serenadenmusik gab dem Orchester Klaus Lieb reichlich
- Gelegenheit, seinen Klangreichtum und seine solide Intonation vorzustellen. Hier
entfachte Klaus Lieb mit seinen Musikern ein wahres Feuerwerk der guten Laune.

 

 

 

Roethis: Die "Viktorsberger Sommernachtskonzerte,
am Samstag wegen der kuehlen Witterung vom Klostergarten in den Roethner Saal uebersidelt, fanden ihr Finale im Vorarlberger-DebŸt
des Kammerorchesters Klaus Lieb aus Deutschland, in dessen Reihen aber etliche profilier-
te Musikerinnen und Musiker des Symphoniorchesters Vorarlberg sitzen. Das noch junge und ebenso jugendliche Slreicherensemble wurde
von Kaus Lieb, dem 1. Konzertmeister der Nuernberger Symphoniker und Professor an
der Musikhochochschule Wuerzburg, gegruendet und widmete sich bei seinem ersten Auftrittm im Laendle anspruchsvollen Werken von Vi-
valdi, Telemann und Dvor‡k. Der 1961 geborene deutsche Komponist Rolf Rudin stellte
vor dessen oesterreichiche Erstauffuehrung sein opus 21 (1990) - "Legende fuer 20 Streicher, in memoriam Jean Sibelius" - vor. Der Konzer-
tabend begann mit dem sehr klangschoen gespielten Konzert fuer 4 Violinen und Streicher
in h-moll von Vivaldi mit den Soloviolinen Barara Baer, Walter Federle, Veronika Spalt und Julia Moeller. Die vier Solostimmen waren in
grosser Homogenitaet in den Streicherkosmos Vivaldis eingebettet. Telemanns Konzert
fŸr Viola und Streicher in G-Dur bot dem in Feldkirch lebenden Bratschisten und Stimmfuehrer des SOV, Andras Ticozzi Gelegenheit, sein
exzellentes Kšnnen unter Beweis zu stellen. Sehr meditativ die beiden langsamen Saetze,
stuermisch bzw. von ausgesassener Fršhlichkeit das Allegro und Presto! ErstauffŸhrung Als oesterreichische Erstauffuehrung folgte die "Le-
gende fuer 20 Streicher" von Rolf Rudin; ein Streicher"epos" mit insgesamt hoechst kon-
templativem Duktus in gemaessigt moderner Handschrift. Assoziationen zum finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius, dem Widmungs-
traeger, sind erlaubt.

 

 

 

NR: Neuburg/Donau
Ein glanzvolles Musikerlebnis Junge
Talente des Orchseters Klaus Lieb Ÿberzeugten
im Kongregationssaal Eine enorme, Leistung verlangte
Orchesterleiter Klaus Lieb seinen etwa 20 jungen Musikerinnen
und Musikern beim Konzert im Kongregationssaal ab. Musik fŸr Streich-
orchester aus der Zeit der Romantik und der Modernestand auf dem Programm.
Dabei handelte es sich durchwegs um Werke, die an ein Kammerorchester hoech-
ste Anforderungen stellen. Da§ gerade junge Talente die Energie besitzen, die-
se Herausforderung souveraen anzunehmen, kam dem erstaunten Publikum
voll zu Bewusstsein. Die Mitglieder des Kammerorchesters Klaus Lieb
sind fast alle Studierende der Universitaet Wuerzburg. Der En-
semble-Leiter ist seit 1985 Konzertmeister der NŸrnberger
Symphoniker. In Neuburg hat Klaus Lieb sich bereits
einen Namen als Dozent der Pfingstwoche fŸr Musik ge-
macht. Schon beim ersten Werk, Bela Bart—ks "Divertimento
fuer Streicher", stellten die Nachwuchsmusiker ihr Koennen unter Be-
weis. Bestehend aus einem rasanten, spannungsgeladenen "Allegro"-Kopfsatz,
einem "Molto Adagio" und einem "Allegro Assai"-Schlu§satz, bietet das Stueck ein
breites Spekrum an musikalischer Alusdrucksstaerke, von lyrisch-idyllischen bis zu aggre-
ssieven Passagen. Mal wird durch das leise Tremolo der Streicher eine Atmosphaere der"Ru-
he vor dem Sturm" erzeugt, dann bricht jaeh einwahrer Orkan los, in dem die Stimmen aller
Instrumente zu einem drohenden, dissonantennanten Crescendo zusammenwachsen. Dann
plštzlich erklingt wie aus heiterm Himmel ein beschwingtes, tanzaehnliches Thema.
Bart—ks wichtigstes Werkzeug bei diesen riesigen Gegensaetzen ist der Ueber-
raschungseffekt. Wie in der Natur, so ist oft auch in der Musik der Wan-
del das einzig Bestaendige - so lautet wohl die wichtigste. Botschaft,
die Bart—ks Divertimento dem Musikliebhaber vermitteln will.
Brillante Solistin Franz Schuberts ãRondo in A-DurÒ ge-
hoert zu jenen Standard-Werken, die jedes Streicher-Ensemble
in seinem Repertoire hat. Bei diesem Werk lieferte die Geigerin Bar-
bara Baer ein brillantes Violin-Solo. Ob im Adagio-Vorspann oder im "Alle-
gro giusto": stets zeigten sich die Solo-Violine und die Ÿbrigen Streicher als ein bes-
tens eingespieltes Team. Das russisch-folkloristische Element. ist. zweifelsohne die trage-
nde Komponente bei Tschaikowskys "Serenade fŸr Streichorchester C-Dur opus 48 "Wie alle
Streicher-Kombinationen Tschaikowskys, so stellt auch dieses Werk eine grosse Heraususforderung
fuer die Musiker dar. Gilt es doch, aus einem kleinen Ensemble fast das selbe Klangvolumen, die selbe
AusdrucksfŠhigkeit herautszuholen, wie aus einem gro§en Symphonieorchester. Dass, das doch mšglich
ist, daran duerfte nach der hochkaraetigen Interpretaion dieser Serenade sicherlich kein Zweifel mehr be-
stehen. Vier Teile sind es, die sich zu einem grossartigen Ganzen zusammenfuegen: ein sonatinenartiger
Doppelsatz, ein Walzer in gemaessigtem Tempo, eine Elegie und schliesslich, das Finale mit dem "The-
ma Russo". Das warme, follkloristisch gefaerbte Maestoso-Thema, mit dem der erste Satz beginnt,
ist zugleich auch das Schlussthema und bildet einen Rahmen um die gesamte Serenade. Uralte
Erfahrung: Mit begeistertem, langanhaltendem Applaus dankte das Publikum den jungen
Kuenstlern fuer das glanzvolle Musikerlebnis. Auch wenn es nur wenige Zuhoerer
waren, konnten sie doch eine uralte Erfahrung mit nach Hause nehmen,
die Tschaikowsky so ausdrueckte: "Musik ist Offenbarung. .
. . . . . sie lŠutert und erfreut."

 

 

Kammerorchester Klaus Lieb in der Musikschule Wuerzburg Konzert an einem warmen Abend Kammermusikalische Besetzung
im Publikum beim Konzert des Kammerorchesters von Klaus Lieb: Anscheinend war es fŸr die Wuerzburger an diesem Abend
verlockender, sich in den Biergarten zu setzen. als sich im grossen Saal der Musikhochschule einzufinden. Die wenigen wurden
dafuer mit einem interessanten Programm und hervorragenden Darbietungen belohnt. Unter der Leitung von Dozent Klaus
Lieb begann der Abend mit dem Divertimento fŸr Streicher von Bela Bart—k aus dem Jahr 1939. Der ungarische Kompo-
nist nimmt mit diesem Werk Bezug auf die Divertimentokompositionen des 18. Jahrhunderts, was durch Streichquartett-
passagen oder durch kontrapunktische Arbeit, wie etwa im dritten Satz, dargestellt ist. Leider war die Intonation in den
hohen Streichern nicht immer sauber, aber die Exaktheit der Einsaetze und die Sicherheit, mit der die rhythmischen
Raffinessen, die dieses Stueck bereithaelt gespielt wurden, waren dafuer genug Entschaedigung. Mit dem ersten
Ton von Franz Schuberts Rondo A-Dur fŸr Violine und Streicher (D 438) war von Intonationsschwierigkeiten
nichts mehr zu hoeren. Hervorragend wurde in der "Adagio"-Einleitung der Einsatz der Solistin Barbara
Baer vorbereitet. Im weiteren lieferte das Orchester die Basis, Ÿber der sich Barbara Baers grandioses
und sicheres Spiel entwickeln konnte. Nach der Pause dann die Serenade fŸr Streichorchester C-Dur
Opus 48 von Peter Iljitsch Tschaikowski. Wuchtige Akkordeleiten dieses Werk ein umrahmen es;
der erste, dritte und auch der vierte Satz sind durch das Einleitungsthema mitein ander ver-
bunden. Im zweiten Satz, "Walzer" ueberschrieben, werden Erinnerungen an den Ballett-
komponisten Tschaikowsky wach; sehr schwungvoll wird das Stueck von den Musi-
kern und Musikerinnen unter Klaus Lieb interpretiert. Besonders schoen geriet
der dritte Satz, dessen lange Melodieboegen wunderbar spannungsreich ge-
staltet wurden. Dem letzten Satz liegt ein russisches Thema zugrunde,
und mit den marechtigen Akkorden der hier nochmals zitierten
Einleitung schlie§t das Werk. Langanhaltender Applaus
war der Dank fŸr eine gelungene Leistung des
Orchesters. Rolf Doering

 

 

Fruechte guter Taetig-
keit:Kammerorchester der KlasseKlaus Lieb
in Wuerzburg Im Grossen Saal der Wuerzburger Mu-
sikhochschule begann die Woche mit einem Kammerorchester-
konzert der Klasse Klaus Lieb. Wir kennen Lieb als hervorragenden
Geiger, und die Fruechte seiner paedagogischen Taetigkeit vernahm man
bei diesem Konzert, das eine Menge Ansprueche zu erfuellen hatte. Schon Bar-
t—ks Divertimento fuer Streicher, (1939) forderte Vitalitaet und geigerisches Spitzen-
fingergefuehl heraus, gleichwohl auch kraeftige Striche und so etwas wie ein folkloristi-
sches Feuer. Erstaunliche Tugenden konnten die Studierenden hier schon vorweisen. Was da
und dort gelegentlich noch eine Spur zu ruppig klang, was da noch nicht geigerische Durchsichtig-
keit im Ensemble herstellte, frappierte um so mehr im nachfolgenden Schubert, dem sensibleren Ron-
do A-Dur fuer Violine und Streicher. Dieses Stueck erinnert mehrmals an Mozart, was heissen will, dass
die gut begabte Geigerin Barbara Baer bluehende Eigenschaften an Geigenkultur offenlegen konnte. Da wa-
ren nur die Hoehen eine Idee zu scharf, aber ueber die ganze Partitur verbreitete Barbara Baer ein prachtvoll
ausgestaltetest Spiel, in der virtuosen Manier versiert, im klanglichen Terrain sensibel Klaus Lieb leitete dieses Or-
chester mit Umsicht, und was besonders hervorzuheben ist, er schattierte, feuerte an, nicht erst in der abschliessend
prachtvoll wiedergegebenen Serenade C-Dur op.48 von Tschaikowski. Gerade bei Schubert und auch bei Bart—k geneh-
migten sich die Musiker agogische Freiheiten, Rubati am rechten Ort, Glissandi und zuengelnden Verve, so dass dieses
Konzert ueber den herkoemmlichen Rahmen eines normalen Kammerorchesters hinausreichte. Hier gaben sich das Engage-
ment der Mitwirkenden und der kuenstlerische Einsatz ein gleichermassen liebenswuerdiges wie mitreissendes Stelldichein. Li

 

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